domenica 27 marzo 2016

Bellucci: «Diese Krise hat weder Vater noch Mutter»

“ Finanzblasen, und das daraus folgende Reichtum – erklärt der Ökonom – sollen als finanzielle Antwort zu den wachsenden Unterschieden und zur. “Sieben Jahren nach Ausbruch der Finanzkrise müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass die Idee der Kette: Ersparnis-Investierung-Realwirtschaft, die durch die Finanzmärkte geht, nicht mehr funktioniert”. In diesen Tagen voller großen Spannung fuer die globalen Finanzmärkte haben wir Giorgio Bellucci, Ökonom, Autor des Buches “Kritik des Monetarismus und der Kreditderivate” (herausgegeben von Ediesse), nach Überlegungen über die neuen derivativen Finanzinstrumenten gefragt, angefangen von der “großen Finanzblase” im Jahr 1929 bis hin zu der “Internetblase” und zur jenen der Subprime-Darlehen. “Diese Krise, welche alle inzwischen als die verheerendste seit der Nachkriegszeit übereinstimmig bezeichnen”, meint Bellucci, “ wird am häufigsten mit der großen Depression von 1929 verglichen. Diese erschütterte regelrecht die damals herrschenden Theorien und verschärfte die Kontraste unter den Ökonomen. Heute findet nichts dergleichen statt. Diese Krise hat weder Vater noch Mutter, es gibt keine Selbstkritik, sondern eine generelle Abflachung herrscht sowohl bei der Interpretation der Krise, als auch bei den unternommenen Maßnahmen”. Dass die Insolvenz der Subprime-Darlehen das System gesprengt hat, ist für Bellucci die am meisten verbreitete Idee, und darauf basierend ist die Politik zur Bekämpfung der Depression eingestellt worden. Das ist der Hintergrund der Antwort der Regierungen und der Zentralbanken, deren Interpretation mit der monetaristischen Idee der “wirtschaftlichen Flaute” verbunden ist. “Aber die Verbindung des Krisenausbruches mit den Insolvenzen der Entleiher hat bedeutet, dass man die Krise zum Verlauf der Zinssätze der Federal Reserve und zur mangelhaften Überwachung über die kreditwürde der Debitoren zurückführt”, bemerkt der Autor von “Kritik des Monetarismus und der Kreditderivate“. Um die Lage besser darzustellen, erwähnt Bellucci einige Daten: die Zinssätze in USA sind von 1 % im Oktober 2003 bis 5,25 % im Jahr 2006 gestiegen; der Dow Jones Index von 7.600 Punkte im Oktober 2001 bis 14.000 im Jahr 2007; die Volumen der Credit default swap (Cds) von 3.500 Milliarden im Jahr 2003 bis zu 58.00 Milliarden im Jahr 2008; der fiktive Zinssatz der Kreditderivate (auf globaler Basis) ist von 278.000 Milliarden im Jahr 2003 zu 980.000 Milliarden gestiegen. Es darf nicht vergessen werden, dass, immer in den Vereinigten Staaten, die Verbriefungen von gewährten Darlehen von 62 % im Jahr 2001 77 % im Jahr 2006 erreicht haben. Das heißt, erklärt Bellucci, dass die Verbriefungen von gewährten Darlehen und steigenden Zinssätzen mehr als proportional gewachsen sind, sowie Wall Street sich auf steigenden Zinssätzen verdoppelt hat. „All dies geschieht“,– fährt er fort – „wahrend gleichzeitig die Volumen der Cds und der Kreditderivaten explodieren. Die logische Folge besteht in der probabilistischen Idee der Risikostreuung. Finanzblasen kann man nicht vorbeugen. Man kann nur ihren Ausbruch eindämmen, sowie es in der neunziger Jahren mit dem 'Greenspan put' geschah. Bei diesem schwerwiegenden Börsenabsturz müsste man den Credit default swap abblocken und die nicht standardisierten Kredite für mindestens sechs Monate in Italien und Europa einfrieren”. Nach Meinung von Bellucci befinden wir uns heute einer offenen Landschaft gegenüber, in der die Ungewissheit der Kommentatoren und Ökonomen wirklich total ist. Zur Deutung der Krise als “wirtschaftlichen Flaute” hat man mit dem in den Werken von Milton Friedman aufgeführten und mit der unkonventionellen Politik der FDE und EZB angewandten Geldhubschrauber reagiert. “ Das Wachsen der Ungleichheiten trägt dazu bei, die stetig stagnierende Natur des Aufschwunges bei fortsetzender Krise zu erklären: in den Vereinigten Staaten, in den letzten 30 Jahren, wurden 16 % der Einnahmen von 95 % der Bevölkerung dem übrigen 5 % überlassen; mehr oder weniger ist dasselbe in Europa passiert. Die Kluft zwischen Einnahmen und Ausgaben ist durch wachsende Verschuldungen zugedeckt worden. “Finanzblasen, und das daraus folgende Reichtum – schließt Bellucci ab – sollen als finanzielle Antwort zu den wachsenden Unterschieden und zur Verbrauchsabnahme gesehen werden. Nach sieben Jahren hat diese Antwort inzwischen ihre historischen Grenzen gezeigt und ist eher Vorbote von neuen Traumen“.